HFW
Neubau der Hauptfeuerwache Karlsruhe

Städtebauliche Situation
Der Neubau der Hauptfeuerwache in Karlsruhe befindet sich stadträumlich an einer herausragenden Stelle. In Verlängerung der sich im Bau befindlichen integrierten Leitstelle, wird er markant entlang der Wolfartsweierer Straße, in einem eigenständigen bis zu 6-geschossigen Baukörper untergebracht und bildet mit der integrierten Leitstelle ein Ensemble. Über eine Platzfläche, welche sowohl das Vorfeld der integrierten Leitstelle als auch der neuen Hauptfeuerwache erschließt, erreicht man den Eingangsbereich des Gebäudes und den Zufahrtsbereich der Fahrzeughalle.

Fassadengestaltung
Eine wichtige Rolle spielt das Erscheinungsbild des Baukörpers und seiner Hülle an der Wolfartsweierer Straße. In Verbindung mit der integrierten Leitstelle soll ein homogenes Ganzes entstehen. Dazu wird die Fassadenstruktur der integrierten Leitstelle übernommen, welche es möglich macht, auf sämtliche inneren und äußeren Einflüsse wie zum Beispiel Belichtung, Belüftung, Schallschutz, Witterungsschutz, Sonnenschutz, Sicherheit und Behaglichkeit flexibel zu reagieren, ohne dabei ihren ausgewogenen Charakter zu verlieren. Die Kubatur der Gebäude wirkt als Schallbarriere, die perforierte Metallhaut fungiert als schallschluckende Wand. Die Fassade des Hallengebäudes und des Schlauchturmes wird in monolithischem Leichtbeton ausgeführt. Sie wird mit reliefierter Oberfläche - ähnlich der gekanteten Metallfassade des Riegelbauwerkes, vorgesehen, um die Gebäudeteile zu verbinden.

Hallenmodell
Zwei hintereinander geschaltete große Hallen beherbergen im Erdgeschoss alle wichtigen Funktionen. In der ersten großen Halle stehen die Feuerwehrfahrzeuge einsatzbereit, räumlich nahe der Signalausfahrt Wolfartsweierer Straße / Ostring. Die Feuerwehrfahrzeuge stehen zur raschen Ausfahrt rückwärts geparkt in der Halle. Zudem ist die Möglichkeit einer direkten Durchfahrt im Hallenbereich gewährleistet. In der zweiten großen Halle sind alle Funktionen untergebracht, um die Fahrzeuge einsatzbereit zu machen.

Werkstätten
Den räumlichen Rücken der beiden Hallen bilden die Werkstätten - entlang der Wolfartsweierer Straße. Alle Werkstätten haben so kurze Wege zu den Einsatzfahrzeugen. Der Schlauchturm mit einer Höhe von 30 m, ist im nordwestlichen Kopfbereich des Hallengebäudes angeordnet und kann vom Untergeschoss aus beschickt werden.

Innenhof und Dachgarten
Sämtliche Werkstätten und Aufenthaltsbereiche sowie die Ruheräume gruppieren sich um einen dreigeschossigen Lichthof, dieser transportiert Tageslicht in die Flure und Räume und schafft Orientierung im Gebäude.
Auf der Fahrzeughalle entsteht eine circa 4.000 m² große Dachlandschaft, die für die Einsatzkräfte und Angestellten eine Rückzugs- beziehungsweise Erholungsfläche im Grünen bietet, aber auch im Hinblick auf die Ziele der Grünen Stadt einen wichtigen ökologischen und klimatischen Beitrag darstellt.

Ruheräume
Auf einer Feuerwache wird nicht geschlafen, sondern geruht. Dementsprechend gibt es auf einer Feuerwache auch nur Ruheräume. Ruhen bedeutet, jederzeit in der Lage zu sein, den Einsatzdienst unverzüglich aufzunehmen und mit voller Leistungsfähigkeit zur Verfügung zu stehen.

Wache
Im ersten und zweiten, südlich gelegenen Obergeschoss, liegt die Wache mit dem Küchen- und Aufenthaltsräumen. Gefolgt von den im dritten Obergeschoss angeordneten sportlichen Bereichen. Die Wachabteilungen versehen ihren Dienst in 24-Stunden Schichten. Einen Teil dieser Zeit verbringen sie mit der Abwicklung von Einsätzen, mit Übungen, Dienstsport und Arbeitsdienst in den Werkstätten. Die übrige Zeit bleiben sie in Bereitschaft auf der Feuerwache, um bei Bedarf sofort den Dienst aufnehmen und ausrücken zu können. Um den Einsatzbeamten einen angenehmen Aufenthalt in dieser Zeit der Bereitschaft zu ermöglichen und gleichzeitig ihre Fähigkeit zur sofortigen Aufnahme der Einsatztätigkeit zu erhalten, verfügt die Feuerwache diverse Räumlichkeiten und Flächen, die je nach persönlichem Bedarf genutzt werden können. Körperliche Fitness ist für den Einsatzdienst bei einer Feuerwehr von zentraler Bedeutung. Insbesondere der Einsatz unter schwerem Atemschutz stellt hohe Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit. In logischer Konsequenz wurden auf der neuen Feuerwache eine ganze Reihe von Möglichkeiten geschaffen, um Sport zu treiben und auch einen psychischen Ausgleich für einsatzbedingte Belastungssituationen in Form von Bewegung zu bekommen.

Verwaltung
Die neue Hauptfeuerwache ist Sitz der Amtsleitung Branddirektion und der Sachgebiete Vorbeugenden Brand- und Gefahrenschutz, der Einsatzplanung mit Katastrophenschutz, Krisenmanagement und Integrierter Leitstelle , Ausbildung Berufsfeuerwehr, Öffentlichkeitsarbeit und Sport . Des Weiteren hat auch die allgemeine Verwaltung mit den zentralen Diensten und dem Controlling ihre Büros in dem Neubau. Die erforderlichen Büros, Besprechungsräume und Begegnungsflächen sind auf Leitstelle und Hauptfeuerwache verteilt. Ganz bewusst wurde auf eine vollständige räumliche Abgrenzung von den Angehörigen der Wachschicht verzichtet und vielmehr mit der Schaffung gemeinsamer Aufenthaltsräume, Sportflächen und Bereitschaftsbereiche ein permanentes Miteinander der Beschäftigten im Innen- und Einsatzdienst gefördert. Dieses Miteinander bildet eine wesentliche Grundlage für eine effiziente Zusammenarbeit der Einsatzkräfte aus allen Hierarchieebenen im Zuge der Abwicklung von Einsätzen aller Art.

Treppenhäuser und Sprungschachtanlagen
Wenn es alarmiert, muss es schnell gehen. Schon nach 60 bis 90 Sekunden rücken die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr aus. Angesichts der Dimensionen der neuen Wache waren dementsprechend einige Überlegungen erforderlich, um die Wege kurz zu halten und auch Möglichkeiten zu schaffen, mit deren Hilfe die Stockwerke schnell überwunden werden können. Während die kurzen Wege in der Ebene durch die geschickte Raumaufteilung realisiert werden konnte, kommen zur Überwindung der Stockwerke die bewährten Sprungschachtanlagen zum Einsatz, die im Volksmund gerne als „Rutschstangen“ bezeichnet werden. Diese Sprungschachtanlagen sind gut sichtbar in den Treppenräumen untergebracht und verleihen diesen einen markanten Eindruck. Die Treppenräume selbst sind farblich markiert, um die Orientierung im Gebäude zu vereinfachen und die Laufwege zu strukturieren.

Baustellenimpressionen

Projekt

Neubau Hauptfeuerwache

Fertigstellung

2021

Bauvolumen

95.300 CBM

Architekten

H III S, harder stumpfl schramm

Projektarchitekten

Antonio Arana, Lukas Blaschke, Mariette Faure, Miguel Lopez, Mariya Georgiev, Hannah Hentschel, Marta Ginel

Stadtplanung

Prof. Dr.-Ing. Christina Simon-Philipp

Freiraumplanung

Eurich . Gula Landschaftsarchitektur

Objektüberwachung

Andreas Mädche, Moritz Mössnang, Antonio Arana, Anne Lienhard

Leistungsphasen

Lph 1 bis 9

Bauherr

Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft Stadt Karlsruhe

Fotografie

© baumann@bild-raum.com (Fertigstellung)
© HIIIS (Baustelle)
© Branddirektion Karlsruhe (Titel)